Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte


01-Huegelgraeber

Hügelgräber in der Niedergrafschaft

In Uelsen, ganz in der Nähe des Bronzezeithofes, findet man einen von Bäumen und Sträuchern bewachsenen Hügel. Viele Menschen würden wahrscheinlich achtlos vorbeilaufen. Doch ein Schild und eine Tafel wecken die Aufmerksamkeit. Dies ist ein "Urgeschichtlicher Grabhügel". Aber was bedeutet das?

Vor ungefähr 5000 Jahren wurden unter solchen Hügeln Verstorbene bestattet. In der Zeit davor beerdigte man die Toten in Baumsärgen. Später wurden die Leichen verbrannt. Asche und Knochenreste sammelte man in Urnen aus Ton und legte sie in einer kleinen Vertiefung ab. Daneben stellte man häufig noch ein kleineres Gefäß, das vermutlich mit Nahrung gefüllt war. Den Frauen wurde oft Schmuck, den Männern Waffen dazu gelegt.
Grabhügel in Uelsen in der Nähe des Bronzezeithofes - Bild: AB
Heute wissen wir, dass in diesen Steinanlagen Menschen bestattet oder vielmehr "beigesetzt" wurden, denn die Toten fanden damals ihre letzte Ruhe zumeist in hockender Stellung. Sie waren in Norddeutschland, im heutigen Dänemark und Schweden, im Westen Großbritanniens, in Frankreich und im Westen der iberischen Halbinsel verbreitet. Weil man in den Gräbern häufig Tongefäße mit einer trichterförmige Öffnung fand, rechnet man die damaligen Bewohner dieser Gegenden der "Trichterbecherkultur" zu.

Es waren sesshafte Bauern, die Viehzucht betrieben und Getreide anbauten. Während die Lebenden in einfachen Hütten aus Holz und Lehm hausten, errichteten sie für die Toten Heimstätten für die Ewigkeit. Sie gaben ihnen Waffen, Schmuck und Lebensmittel mit ins Grab. Man kann daher vermuten, dass diese Menschen an ein Leben nach dem Tode glaubten.

Auch in der Grafschaft Bentheim hat es Großsteingräber gegeben. Es ist allerdings kein einziges mehr erhalten. In früheren Zeiten wurden die Steine zerschlagen oder gesprengt, man benutzte sie als Baumaterial oder verkaufte sie nach Friesland, wo es wenig Steine gab. Altertumsforscher gruben die Grabbeigaben aus, gaben sie weiter oder verwahrten sie wenig sachgerecht. Die Ergebnisse ihrer Grabungen sind nicht mehr bekannt.

Im April 1955 fand die Archäologin Elisabeth Schlicht östlich der Straße Uelsen - Getelo Spuren eines zerstörten Steingrabs. Die Untersuchung ergab, dass hier es einmal 13,5 Meter lang und 3,5 Meter breit gewesen sein musste. Vermutlich war die Grabkammer von 7 Decksteinen abgedeckt. Der Hügel, der die Grabkammer überdeckt hatte, war teilweise noch zu erkennen. Man fand Reste einer bronzenen Speerspitze, Bruchstücke von zwei Bernsteinperlen, ein Feuersteinbeil, einige Pfeilspitzen aus Feuerstein und Überreste von mehr als 100 Tongefäßen.

Diese Tongefäße waren ohne Töpferscheibe geformt. Sie entstanden aus Tonwülsten, die man übereinander legte. Die Wände wurden glatt gestrichen, die Gefäße anschließend im Feuer getrocknet. Nach dem Aushärten ritzte man mit feinen Sticheln aus Holz oder Knochen vielfältige Ziermuster ein.

Und wie entstanden diese Gräber? Wie schafften es die damaligen Menschen, die tonnenschweren Steine zu bewegen und eine Grabkammer zu formen?

Die Arbeiten dürften vorwiegend im Winter stattgefunden haben. Dann konnten Ochsengespanne auch schwere Steine über den gefrorenen Boden, die verschneiten oder vereisten Flächen ziehen. Die Tragsteine wurden in einer Reihe in Vertiefungen eingelassen und aufgerichtet (1). Anschließend verfüllte man den Raum zwischen den Tragsteinen (2) und schüttete aus Erde oder Schnee seitliche Rampen auf (3). Danach konnten die Ochsengespanne die Decksteine an ihre vorgesehenen Stellen ziehen. Vielleicht hat man dabei Rollen untergelegt (4).

Schließlich bedeckte man die Grabkammer mit Erde (5), das Innere der Kammer wurde wieder freigelegt (6). Manchmal umgab man die Anlage auch noch mit einer Reihe von Randsteinen (7). Je nach Größe und Zahl der Bauleute brauchte man für die Errichtung eines Großsteingrabes nur wenige Wochen.
Quellen:
- Elisabeth Schlicht, Steingräber in der Grafschaft, Jahrbuch des Heimatvereins der Grafschaft Bentheim 1956, S. 84 ff
- Elisabeth Schlicht, Die - Untersuchung eines zerstörten Steingrabes bei Uelsen, Jahrbuch des Heimatvereins der Grafschaft Bentheim 1956, S. 15 ff


Die "Söben Pölle" - Bild: AB
Den Verstorbenen gab man ein Gefäß mit Nahrung, Schmuck oder Waffen mit 
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