In Neuenhaus werden die jüdischen Mitbürger Samuel Süskind, Alexander Steinburg, Lina Steinburg, Adolf van der Reis, Bertha van der Reis, Georg van der Reis, Adele van der Reis, Hermann Vos, Johanne Vos von einem Omnibus abgeholt. Sie müssen sich in den Wochen vorher im so genannten "Judenhaus", dem Wohnhaus der Familie van der Reis (heute Hauptstraße 68-70) aufhalten.
Der Neuenhauser Heinrich Gesenhues, Jahrgang 28, berichtet, dass der Bus gegen Mittag vorfuhr. Georg van der Reis habe als Letzter das Haus verlassen, es noch sorgfältig abgeschlossen und den Schlüssel dem Hilfspolizisten Ramaker übergeben. Dieser habe Haltung angenommen und die Hand an den Tschako angelegt und sich von dem „Döktertien“ genannten Georg van der Reis verabschiedet. Einzelne Bürger hätten Jugendliche zurechtgewiesen, die sich den jüdischen Mitbürgern gegenüber unverschämt benahmen. Wilhelm Sager schrieb später: "Zu winken hat keiner gewagt."
Die Gruppe der Neuenhauser Juden wird in das Lager Theresienstadt transportiert. Der 91jährige Samuel Süskind stirbt auf dem Transport, die Geschwister Bertha und Adele van der Reis in Theresienstadt. Die anderen werden in das Vernichtungslager Treblinka gebracht und dort ermordet. Von den ehemals 23 jüdischen Bürgern in Neuenhaus überlebt nur einer die Zeit des Nationalsozialismus.
Quelle: Grafschafter Nachrichten vom 22. Juli 2020
Auf Antrag des Kreisleiters der NSDAP werden alle Schüler des 5.-8. Jahrganges in Nordhorn vom 1.-10.10.42 zum Zwecke ihres Einsatzes bei der Kartoffelernte beurlaubt. Die Kinder helfen in den Gemeinden Klausheide, Brandlecht, Hestrup, Frensdorf, Bakelde und Wietmarschen. Als Entlohnung für einen Nachmittag erhalten sie in den meisten Fällen freie Beköstigung und 2 RM.
In Schüttorf wird Bürgermeister Scheurmann wegen Differenzen mit dem örtlichen NSDAP-Führer Arnold Horstmeier und dem NSDAP-Kreisleiter Josef Ständer des Amtes enthoben. Zu seinem Nachfolger wird NS-Ortsgruppenleiter Arnold Horstmeier ernannt, der über Scheurmann ein Rede- und Aufenthaltsverbot für Schüttorf verhängt. Am 25. Januar 1946 wird Franz Scheurmann wieder zum Bürgermeister Schüttorfs gewählt. Er wird zum Ehrenbürger ernannt und erhält 1960 das Bundesverdienstkreuz.
In Neuenhaus werden Möbel und Haushaltsgegenstände der jüdischen Bürger, die am 29. Juli deportiert worden waren, auf dem Neumarkt „meistbietend gegen Barzahlung“ versteigert. Das Finanzamt Bad Bentheim verzeichnet später einen Erlös von 4283,70 Reichsmark aus dem Besitz der Familie van der Reis. Das entsprach etwa dem 26fachen Monatslohn eines Arbeiters.
Quelle: Grafschafter Nachrichten vom 22. Juli 2020
Alle Kinder vom 2.-14. Lebensjahr werden gegen Diphterie geimpft, am 6.1.43 noch einmal. Am 14.5.43 folgt eine Pockenimpfung mit einer Nachschau am 21.5.43.
Ab Oktober 1940 werden Schulkinder sowie Mütter mit Kleinkindern aus den vom Luftkrieg bedrohten deutschen Städten längerfristig in weniger gefährdeten Gebieten untergebracht. Die „Reichsdienststelle KLV“ evakuierte bis Kriegsende insgesamt wahrscheinlich über zwei Millionen Kinder, darunter vermutlich 850.000 Schüler im Alter zwischen 10 und 14 Jahren. Ab Dezember 1942 werden auch Kinder aus der Grafschaft Bentheim jeweils für ein halbes Jahr verschickt, zunächst 37 Mädchen nach Rosenthal in Böhmen und 62 Jungen nach Rostok bei Prag. Auch Lehrer werden in diese Lager abgeordnet. An der Ernst-Moritz-Arndt-Schule muss eine Klasse aufgelöst werden, um den Lehrer Giersberg nach Rostok abordnen zu können.
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