8007 Erläuterungen zu den Wahlergebnissen

Helmut Lensing

Ergebnisse der Wahlen im Kreis Grafschaft Bentheim von 1919 bis 1933

Abkürzungen und Erläuterungen zu den Parteien

SPD: Als erste Vorläufer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gelten der 1863 gegründete Allgemeine Deutsche Arbeiterverein und die 1869 gegründete Sozialdemokratische Arbeiterpartei, die sich 1875 zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands zusammenschlossen. Ihren heutigen Namen gab sich die Partei im Jahr 1890. Von der SPD spaltete sich im April 1917 die USPD ab. Grund war ein Streit innerhalb der Partei über die so genannte "Burgfriedenpolitik". Die SPD bildete 1919 mit dem Zentrum und der DDP die "Weimarer Koalition", die für die Annahme der Verfassung stimmten. Auf Reichsebene regierten die drei Parteien 1919/1920 und 1921/1922.

DDP: Die „Deutsche Demokratische Partei“ (DDP) wurde am Anfang der Weimarer Republik in der Grafschaft vom "Antirevolutionären Verein", einem Zusammenschluss von Vertretern der Altreformierten Kirchengemeinden, unterstützt. Die DDP galt als linksliberale Partei. Sie schloss sich 1930 mit der „Volksnationalen Reichsvereinigung“, der politischen Organisation des „Jungdeutschen Ordens“, zur „Deutschen Staatspartei“ (DStP) zusammen. 1928 hatte die DDP ein Wahlbündnis mit einer von zwei kandidierenden „Volksrecht“-Parteien geschlossen, die vornehmlich für die Verlierer der Inflation eintraten. Die Stimmen dieser „Volksrecht-Partei“ fließen in diesem Jahr in den Zahlen der DDP-Wähler ein.

Zentrum: Die Deutsche Zentrumspartei war bis zum Ende der Weimarer Republik als Vertreterin des katholischen Deutschlands und des politischen Katholizismus eine der wichtigsten Parteien im Deutschen Reich. In der Grafschaft wurden sie vor allem von dem katholischen Teil der Bevölkerung gewählt.

DVP: Deutsche Volkspartei

DNVP: Deutschnationale Volkspartei. 1933 erfolgte eine Umbenennung in „Kampffront Schwarz-Weiß-Rot“ (KFSWR).

DHP: Die „Deutsch-Hannoversche Partei“ ging im Wahlkreis Weser-Ems 1930 ein Bündnis mit der „Konservativen Volkspartei“ (KVP) ein, einer Absplitterung der DNVP, und firmierte als „DHP/KVP“. 1928 hatten DHP und CNBLP ein Wahlabkommen im Wahlkreis Weser-Ems geschlossen, so dass deren Stimmen in amtlichen Statistiken gemeinsam aufgeführt werden. In einigen Wahlunterlagen und in den Zeitungen sind diese jedoch getrennt ausgewiesen worden.

USPD: Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands

KPD: Kommunistische Partei Deutschlands. Zeitweilige Umbenennungen, wie etwa „Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands“ nach dem Zusammenschluss mit großen Teilen der USPD zu Beginn der Weimarer Republik, werden nicht eigens vermerkt.

VSB: Völkisch-Sozialer Block, eine von mehreren Bezeichnungen von Wahlbündnissen der verbotenen NSDAP 1924 mit diversen anderen völkischen Gruppen. Zur Dezemberwahl von 1924 änderte sich die Bezeichnung in Nationalsozialistische Freiheitsbewegung Großdeutschlands.  

NSDAP: Die NSDAP war nach dem Hitlerputsch von 1923 zunächst verboten. Ihre Anhänger gründeten Tarnorganisationen oder schlossen sich mit anderen völkischen Gruppen zusammen. Im Mai 1924 kandidierten diese im Wahlkreis Weser-Ems unter dem Namen „Völkisch-Sozialer Block“ (VSB), im Dezember 1924 als „Deutschvölkische Freiheitspartei Großdeutschlands“. Ab 1925 ist mit der Legalisierung der NSDAP diese wieder unter ihrem Namen angetreten.

CSVG: Die Christlich-Soziale Volksgemeinschaft trat nur 1924 unter diesem Namen auf. Vorläufer in der Region war die „Christlich-Soziale Volkspartei“, die zur Reichstagswahl von 1920 in Lingen gegründet wurde und nur im Emsland existierte. Die CSVG ging in die linkskatholische „Christlich-Soziale Reichspartei“ (CSRP) über, die 1928 zur Reichstagswahl antrat. 1930 kandidierte erneut eine CSVG. Die protestantisch geprägte Splitterpartei, die ein Wahlbündnis mit der DVP eingegangen war, hatte mit der linkskatholischen Partei der Heuerleute und christlichen Gewerkschafter von 1924 nichts gemein, bekam aber noch etliche Stimmen in der Region, da man sich über die Ausrichtung dieser neuen Gruppierung wohl nicht überall klar war und sie mit der Partei von 1924 verwechselte.

CSRP: Christlich-Soziale Reichspartei, eine linkskatholische Partei, der sich die „Christlich-Soziale Volksgemeinschaft“ anschloss. Anfang der 1930er Jahre nannte sich die Partei in „Kampfgemeinschaft der Arbeiter und Bauern“ um und geriet in das Schlepptau der KPD. Sie verlor aber fast alle Wähler, hauptsächlich katholische Arbeiter.

CSVD: Christlich-Sozialer Volksdienst, eine streng protestantische Partei.

CNBLP: Die „Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei“ benannte sich zur Wahl von 1930 in „Deutsches Landvolk (Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei)“ (DL) um.

DL: Deutsches Landvolk, 1930 vorgenommene Umbenennung der „Christlich-Nationalen Bauern- und Landvolkpartei“

WP: Reichspartei des deutschen Mittelstandes, landläufig kurz Wirtschaftspartei genannt.

Volksrecht: Die Reichspartei für Volksrecht und Aufwertung, kurz Volksrechtpartei, trat vor allem für die Verlierer der Inflation ein und schloss häufig Wahlbündnisse mit anderen kleineren Parteien. Sie gewann etliche Landtags- und einige Reichstagsmandate.

Deutschsoz.: Die Deutschsoziale Partei Richard Kunzes zählte zum rechtsradikal-völkischen Spektrum und errang etliche parlamentarische Mandate. Allerdings wanderten Wähler und Mitglieder zunehmend zur NSDAP ab.

DBP: Deutsche Bauernpartei, von Teilen der „Deutschen Bauernschaft“, einer demokratisch ausgerichteten Organisation von Klein- und Mittelbauernverbänden, 1928 ins Leben gerufene agrarische Interessenvertretung. Der Verband Christlicher Heuerleute war Mitglied der „Deutschen Bauerschaft“, unterstützte aber diese Parteigründung nicht.

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