Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte


Kosaken

Alois Brei

Das Ende der "Franzosenzeit"

Die "Völkerschlacht bei Leipzig" dauerte vom 16. bis 19. Oktober 1813. Die Truppen des Kaisers Napoleons erlitten gegen die verbündeten Heere der Österreicher, Preußen, Russen und Schweden eine schwere Niederlage. Insgesamt nahmen etwa 600.000 Soldaten an dieser bis dahin größten Schlacht der Weltgeschichte teil, 90.000 verloren ihr Leben. Napoleon flüchtete mit dem Rest seiner Armee nach Frankreich.
Vladimir Ivanovich Moshkov (1792—1839) Die Schlacht von Leipzig, gemalt 1815 - Bild:PD
Noch immer gab es allerdings französische Garnisonen außerhalb Frankreichs, unter anderem in Coevorden. Truppen der verbündeten Heere verfolgten die fliehenden Franzosen und wandten sich gegen die verbliebenen Festungen.

Über die Ereignisse in der Grafschaft Bentheim im Herbst 1813 berichtet der Wilsumer Pastor Wessel Friedrich Visch:

In der Nacht vom 11. auf den 12. November erschienen die ersten Kosaken in Neuenhaus, nachdem die französischen Beamten einige Tage zuvor abgezogen waren. Am 14. November schlugen 1500 Mann Kosaken ihre Lager vor dem Uelsener Tor auf. ... Der Fürst Narischkin, der die Vorhut ... anführte, hielt eine gute Kriegszucht.

Die allgemeine Freude über die Befreiung vom Joch der Franzosen sei allerdings durch die Bedürfnisse der siegreichen Streitkräfte schnell ins Gegenteil umgeschlagen. Am 11. November 1813 habe der Fürst Narischkin vom Bezirk Neuenhaus für den Ankauf von 7000 Ellen Tuch für das Lager die Summe von 28 000 Gulden gefordert, die binnen 4 Tagen aufgebracht werden mussten.

Und bereits am 15. November 1813 erwartete dieser Befehlshaber für ein Magazin, das in Haselünne angelegt werden sollte, die Summe von 20 000 Gulden, die binnen drei Tagen bezahlt werden sollte.

Am 20. November 1813 verlangte der schwedische Regimentsquartiermeister Binz binnen 8 Tagen von der Grafschaft Bentheim 3000 Ellen graues Tuch, 2000 Ellen blaues Tuch, 7000 Ellen Leinen als Futterstoff, 5000 Hemden, 2000 Paar Strümpfe und 1000 Paar Schuhe.

Visch schreibt weiter: Obgleich nun die Einwohner der Grafschaft Bentheim, erfreut über ihre Befreiung, gerne einige Opfer zur Förderung der guten Sache tragen wollten, brachten sie dennoch die Forderung so großer Summen und die Angst vor angedrohten militärischen Zwangsmitteln in keine geringe Verlegenheit. ...

Am 24. November habe die königlich Großbritannisch-Hannoveranische Regierung wieder Besitz von der Grafschaft Bentheim ergriffen. Am 1. Dezember fand ein öffentliches Dankfest statt.

Am 25. Januar 1814 erging der Befehl, dass junge Leute, die mit dem Gewehr umzugehen wussten, sich nach Eschebrügge begeben sollten, um die Einwohner von Laar und Emlichheim gegen Ausfälle der Franzosen aus der Coevordener Garnison zu schützen. Im Monat Februar wurde schließlich ein Landwehrbataillon in einer Stärke von 600 Mann aufgestellt.

Die französische Garnison in Coevorden kapitulierte jedoch erst 3. Mai 1814. Am 7. Mai marschierten die französischen Soldaten ab. Groß war ihre Freude und die der Bewohner umliegender Ortschaften über dieses Ereignis, denn die Franzosen hatten nicht allein die Bürger von Coevorden ... unterdrückt, sondern auch die Bewohner der nahe liegenden Bauernschaften bei ihren wiederholten Überfällen durch Raub und Brand in das tiefste Elend gestürzt.

Im Sommer 1814 zog das Bentheimer Landwehrbataillon nach Belgien, nahm an der Schlacht bei Waterloo allerdings nicht teil. Pastor Visch berichtet, es habe zum Siege beigetragen, "indem es den Weg bewachte und die Franzosen hinderte, seitlich durchzudringen".
Quelle: Wessel Friedrich Visch, Geschichte der Grafschaft Bentheim, Übersetzt nach der Ausgabe Zwolle 1820 von Lucie Rakers, Bad Bentheim 1986, S. 120 ff
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