Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte


Graeuel

Spanische Gräueltaten

Der 1568 begann der Kampf der Niederlande um ihre Unabhängigkeit von Spanien. Die calvinistisch gesinnten Aufständischen, die sich „Geusen“ (Bettler) nannten, lehnten u. a. die vielen bildlichen Darstellungen in den Kirchen ab, es kam zu Bilderstürmereien.

Die katholischen Spanier antworteten mit blutigen Strafexpeditionen und der Inquisition. Die sieben nördlichen Provinzen spalteten sich ab und gründeten 1581 die Republik der „Sieben Vereinigten Niederlande“, während die katholischen Südprovinzen – heute Belgien und Luxemburg – bei Spanien blieben.
Frans Hogenberg: Das Rathaus von Antwerpen während der "Spanischen Furie" 1576 - gemeinfrei
Es kam auf beiden Seiten zu Grausamkeiten, von denen auch unsere Gegend betroffen war. Die umherziehenden Söldnerheere waren es gewohnt, aus dem Land zu leben, Kontributionen und Lösegelder zu erpressen, Frauen zu vergewaltigen und die Bevölkerung auszurauben.

Der Wilsumer Pastor F. W. Visch berichtet von einigen Gräueltaten spanischer Truppen:

... 1584 ... Am 24. April überfiel der blutdurstige Mendoza, der sein Quartier in Ootmarsum hatte, die Bauernschaft Halle, die sich auch verschanzt und ihn einige Male abgewehrt hatte. Dreizehn Bauern wurden in der ersten Wut niedergesäbelt, andere tödlich verwundet und all ihrer Güter beraubt. Am 8. Mai erschienen diese ungebetenen Gäste aufs Neue und plünderten Halle und Getelo ganz und gar aus. ...

... 1594 ... Anfang Juni dieses Jahres lockte der barbarische Oberst Mendo, der sein Quartier in Ootmarsum hatte, die Bürger von Neuenhaus, unter dem Schein, ihr Vieh von der Weide rauben zu wollen, aus der Stadt. Von den Reitern umzingelt, versprach das Scheusal ihnen Gnade, wenn sie ihre Gewehre abliefern würden. Als sie das in gutem Glauben getan hatten, ließ er sie jämmerlich ermorden.

Als einige der Bürger, um den Händen der Mörder zu entkommen, in eine nahebei gelegene Scheune flohen, ließ Mendo diese in Brand setzen und alle Unglücklichen in den Flammen umkommen. Mehr als 60 Menschen starben hier einen entsetzlichen Tod; unter ihnen waren auch einige aus Uelsen und Emlichheim, die zufällig des Weges kamen. ...

Auch die Burg Lage, in der sich während der Zeit des katholischen Burgherrn Wilhelm von Ketteler eine spanische Besatzung aufhielt, spielte bei den Raubzügen wohl eine Rolle. Sie galt in den Niederlanden als das "Raubritternest van Vriesland".
Quelle: Wessel Friedrich Visch, Geschichte der Grafschaft Bentheim, Übersetzt nach der Ausgabe Zwolle 1820 von Lucie Rakers, Bad Bentheim 1986
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