Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte


Capricorn

Das Capricorn von Emlichheim

Im Herbst 1935 fand der Emlichheimer Bauer Adolf Wilde eine Tierdarstellung aus Bronze. Der Fundort lag auf einem Acker an einer Stelle, an der die Vechte eine Schleife beschreibt. Die Bronzefigur war etwa 14 cm lang. Der vordere Teil stellt ein springendes Tier mit Hörnern dar, während der anschließende Leib Fischgestalt aufweist.
Bild: Jahrbuch des Heimatvereins 1972
Die Untersuchung des Fundes ergab, dass es sich um ein Feldzeichen der 22. römischen Legion handelte. Diese Legion mit dem Beinamen "Primigenia" war im Jahr 39 nach Chr. vom damaligen Kaiser Caligula aufgestellt worden. Sie war anfangs in Mainz stationiert und wurde später nach Xanten verlegt. In den Jahren 69 und 70 war die Legion gegen die aufständischen Bataver im Einsatz. Im 2. Jahrhundert nahm sie am Bau des Antoninuswalls in Schottland teil. Symbole der Legion waren ein Steinbock und der Gott Herkules./p>

In der Zeit des Kaisers Augustus versuchten die Römer, "Germania Magna", das Gebiet zwischen Rhein und Elbe zu erobern. Dieser Versuch scheiterte schließlich, nachdem der Feldherr Varus drei Legionen durch einen germanischen Überfall im Jahr 9 n. Chr. verloren hatte. Die nach Varus benannte Schlacht soll bei Kalkriese in der Nähe von Bramsche stattgefunden haben.

Man vermutet, dass die Römer auch nach der verlorenen Varusschlacht immer wieder Kriegszüge in das Gebiet rechts des Rheins unternahmen. 2008 wurde ein antikes Schlachtfeld im Ort Kalefeld im Harz entdeckt. Dort hatte rund 200 Jahre nach der Varusschlacht ein weiteres Gemetzel stattgefunden. Ob Römer allerdings jemals das Gebiet der heutigen Grafschaft betreten haben, ist mehr als ungewiss. Es ist allenfalls denkbar, dass bei den römischen Vorstößen auch die Vechte eine Rolle gespielt hat. Flüsse waren willkommene Transportwege.

Wir wissen nicht, wie das Capricorn nach Emlichheim gelangte. Denkbar ist, dass es bei kriegerischen Auseinandersetzungen in germanische Hände fiel. Denkbar ist auch, dass es durch Handel oder als Souvenir eines Germanen, der sich in römische Dienste begeben hatte, in unsere Gegend gelangte.

Denkbar ist schließlich auch, dass es über Yjssel und Vechte per Schiff hierher kam und z. B. während eines Feldlagers am Ufer der Vechte verloren ging. Man kann allerdings auch nicht ausschließen, dass es erst in späterer Zeit auf den Acker des Bauern Wilde gelangte.

Linktipps:
Quelle: D. Krumbein, Das Wappentier der XXll Legion, in: Kunde 5, 1937
zurück
Share by: