Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte


Burglage

Die Zerstörung der Burg Lage

Der 16. Juli 1626. Der niederländische Oberst Caspar von Eusum hatte seinen Soldaten befohlen, die Geschütze in Stellung zu bringen. Sie waren unmissverständlich auf die Burg Lage gerichtet. In der Burg hielten sich der Burgherr Wilhelm von Ketteler mit seiner Familie und ungefähr 200 spanische Soldaten auf.

Sie wurden aufgefordert, sofort abzuziehen. Zögernd willigte Ketteler ein. Die Spanier durften ihre Fahnen behalten, außerdem so viele Gewehrkugeln mitnehmen, wie sie im Mund tragen konnten.
Von der ehemaligen Burg ist heute nur noch eine Ruine erhalten - Bild: AB
Dem Burgherrn und seiner Familie erlaubten die Holländer, ihre Habe auf 15 Wagen zu verladen. Schon am nächsten Tag zogen die Kettelers gemeinsam mit der spanischen Besatzung ab. In der Kasematte, einem Kellergewölbe unter der Burg, lagerte reichlich Schießpulver. Die Niederländer legten eine Zündschnur. Kurze Zeit später erschütterte eine gewaltige Explosion die Umgebung. Die stolze Burg Lage war nur noch ein Trümmerhaufen. Sie wurde nie wieder aufgebaut, aber noch heute sind ihre Überreste als Ruine zu besichtigen.

Die Menschen in der Umgebung der Burg atmeten auf. In einem zeitgenössischen Dokument heißt es, Lage sei ein "Raubritternest und der Schrecken von Vrieslandt" gewesen. Der Burgherr habe viele Gewalttaten verübt und Gefangene genommen, um hohes Lösegeld zu erpressen. Die spanischen Söldner hatten Bauernhöfe ausgeplündert, Häuser abgebrannt und Bauern erschlagen.

Die Zerstörung der Burg wurde nur von wenigen bedauert. In der Stadt Deventer, immerhin etwa 100 Kilometer von Lage entfernt, läuteten die Glocken. Man zündete Freudenfeuer an und schoss Salut. Der Arzt und Moorkolonisator Johan Picardt, geboren im Jahr 1600 in Bentheim, urteilte: „Hierdurch wurde dieser Landschaft ein spitzer Dorn aus dem Fuß gezogen.“

Die Burg Lage und viele Ländereien hatten einmal dem Bischof von Utrecht, später dem spanischen König Philipp II. gehört. Dieser verkaufte sie an Dietrich von Ketteler zu Assen, dem Vater des späteren Burgherrn Wilhelm. Er ließ die verfallene Burg und die Wassermühle wieder aufbauen. Nach ungefähr 15jähriger Bauzeit war das Werk vollendet. (1592). Der Burgherr Ketteler, den Spaniern auch durch den katholischen Glauben verbunden, musste dem spanischen König oder seinem Beauftragten jederzeit Zugang zur Burg gewähren.

Ihre Zerstörung war ein Ereignis in dem 80 Jahre dauernden Kampf der Niederländer um die Unabhängigkeit ihres Landes von Spanien. Dieser Kampf hatte 1568 begonnen, 1609 kam es zu einem Waffenstillstand, der 12 Jahre hielt. Danach begannen die militärischen Auseinandersetzungen erneut. Sie waren nun Teil des Dreißigjährigen Krieges, der 1618 in Prag seinen Anfang nahm und erst 1648 durch den Frieden von Münster und Osnabrück beendet wurde.
 Burg Lage um 1620 - Bild: Allgemeen Rijksarchief Den Haag
Zeichnung der Lager Burgruine von J. W. Schrader (etwa 1735) - Bild: Digitales Archiv Lage
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